Info.29 – Juni 2009 MDR1-Defekt beim Hund: Betroffene Rassen und pharmakologische Relevanz Stefanie Klintzsch, Joachim Geyer Zusammenfassung
dung von Arzneistoffen in Galle und Urinbeteiligt. Die bedeutendste Rolle kommt
MDR1 aber in den Blutgefäßen des Zentra-
Sheepdog, Australian Shepherd, Old English
English Shepherd, Longhaired Whippet, Sil-
Barriere gegen das Eindringen von schädli-
ter gebildet. Dieser, bei allen Säugern vor-
prägung des Gendefektes, führt zu einer
Übertritt des Wirkstoffes in das Gehirn.
vensystem gebildet. Dieses phylogenetisch
alte Transportsystem schützt den Organis-
Überdosierung bei der Arzneitherapie und
mus vor dem Eindringen von Arzneistoffen,
schädlichen Stoffen und Giften aus der Um-
welt. Im Darm wird der MDR1-Transporterin der Bürstensaummembran gebildet und
Leber ist der Transporter an der Ausschei-
Info.29 – Juni 2009
Ivermectin, Doramectin und Moxidectin, in
deren Folge betroffene Hunde häufig ver-
sterben. Aufgrund der großen Diversität
orientiertheit und vermehrter Speichelfluss
auf. Bei der üblichen, allerdings beim Hund
nicht zugelassenen therapeutischen Dosie-
es zu komatösen Zuständen und häufig zum
diesem Gendefekt betroffen sind. Zu diesen
zählten die Rassen Australian Kelpie, Au-
stralian Cattle Dog, Barsoi, Belgischer Schä-
Überempfindlichkeit beim Hund gelang erst
ferhund, Greyhound und Irischer Wolfshund.
In der vorliegenden Studie konnte dies je-
neriert wurde, bei welcher gezielt das sog.
doch nicht bestätigt werden. So wurde bei
mit Ivermectin kam es bei den reinerbigen
Hund mit MDR1-Gendefekt identifiziert. In-
mdr1-/- Knockout-Mäusen, nicht jedoch bei
den heterozygoten (mdr1+/-) und den Wild-
fekt aber bei einem Australian Cattle Dog
sowie mehreren Huskies nachgewiesen, wel-
wiesen waren, von der äußeren Erscheinung
her aber eindeutig diesen Rassen zugeord-
Mäusen [Schinkel et al. 1994]. Da auch bei
net werden konnten. Für einen Tierarzt, der
einem nach Ivermectin Vergiftung verstor-
vor einer Behandlung aufgrund der äußeren
fekt vorliegt oder nicht, gilt es demnach
nahe, dass Collies (entsprechend der mdr1-
Gen haben müssten. Damit begann in derVeterinärmedizin eine intensive Suche nacheinem Defekt im MDR1-Gen des Collies. Hintergrund
wurde in den frühen 70er Jahren in Krebs-
dass einige Hunderassen, insbesondere der
Collie, eine auffallende Überempfindlichkeit
von Zytostatika resistent waren. Für dieses
gegenüber manchen Arzneistoffen (wie z.B.
Phänomen wurde der Begriff ‚multidrug-re-
dem Antiparasitikum Ivermectin) zeigen.
sistance’ (MDR) geprägt. Die physiologische
Im Falle des Ivermectin treten dabei bereits
Funktion von MDR1 ist bis heute nicht voll-
bei einer Dosierung von 0,1 mg/kg Körper-
ständig aufgeklärt, allerdings wird vermu-
Info.29 – Juni 2009
tet, dass dieser Multidrug-Transporter den
Organismus vor schädlichen Stoffen aus der
tersucht. Für die Auswahl der untersuchten
Rassen waren unterschiedliche Aspekte aus-
schlaggebend: Mittels Mikrosatellitenana-
dung in Leber und Niere fördert. Eine be-
lyse wurde für die Rassen Australian Kelpie,
sondere Rolle hat der MDR1-Transporter in
Australian Cattle Dog, Barsoi, Belgischer
der Blut-Hirn-Schranke. Hier bildet er eine
Schäferhund, Greyhound und Irischer Wolfs-
wirkungsvolle Barriere für den Übertritt po-
tenziell neurotoxischer Substanzen in das
Collie nachgewiesen [Parker et al. 2004].
Des Weiteren wurde beim Weißen Schäfer-hund und Australian Terrier aus der klini-
schen Praxis vereinzelt von Vergiftungsfäl-
Ivermectin-sensitiven Collies bekannt ge-
quenz des Ivermectin-sensitiven Collies vierErbbausteine. Durch diese als nt230(del4)
Demnach wurden die Rassen Australian Kel-
pie, Australian Cattle Dog, Barsoi, Belgi-
drug-Transporter MDR1 nicht mehr gebildet
werden [Roulet et al. 2003]. Die Entstehung
stralian Terrier in die Studie aufgenommen.
das frühe 19. Jahrhundert datiert, also in
eine Zeit in welcher noch keine Rassestan-
sehunde-Zuchtvereine per E-Mail kontaktiert
[Neff et al. 2004]. Entsprechend ist es nicht
verwunderlich, dass diese Genmutation ne-
Teilnahme an der Studie mittels Gutschein
Australian Shepherd, Wäller, Old English
für die kostenfreie genetische Untersuchung
Sheepdog, Border Collie, English Shepherd,
der Blutprobe im Institut für Pharmakologie
Windhound [Neff et al. 2004; Geyer et al.
Interesse erhielten die Mitglieder der Ver-eine eine entsprechende Anzahl gekenn-zeichneter Gutscheine. Zur Teilnahme an
Untersuchungsvorgehen
der Studie wurde eine EDTA-Vollblutprobedes Patienten mit einer Kopie der Ahnen-
In diesem von der GKF geförderten Projekt
für Pharmakologie und Toxikologie der Ve-
Info.29 – Juni 2009 Tabelle 1: Verbreitung der nt230(del4) MDR1-Mutation beim Weißen Schäferhund (White Swiss Shepherd, Berger Blanc Suisse)
reren Tagen intensivmedizinischer Therapiein einer Tierklinik verbesserte sich der Zu-
stand. Beide Hunde wurden auf das Vorlie-
aus einer Vollblutprobe isoliert und der be-
troffene Genabschnitt in einer Polymerase-
Kettenreaktion (PCR) amplifiziert. Die Iden-
ßen Schäferhund bekannt war, wurden 217
eine hochauflösende Polyacrylamidgelelek-
weitere Weiße Schäferhunde genotypisiert
(siehe Tabelle 1). Dabei zeigte sich eine
relativ hohe Allelfrequenz für das mutierte
MDR1(-) Allel von 13% [Geyer et al. 2007]. Bei den weiteren untersuchten Hunderas-sen, Australian Kelpie (n=20), Greyhound
Ergebnisse
(n=74), Barsoi (n=22), Irischer Wolfshund(n=36), Belgischer Schäferhund (Groenen-
dael und Tervueren, n=58) wurde der MDR1-
Ivermectin bzw. Doramectin Unverträglich-
Gendefekt dagegen nicht nachgewiesen.
keiten bei Weißen Schäferhunden berichtet.
Eine besondere Situation ergab sich jedoch
In zwei konkreten Fällen wurden wir über
für den Australian Cattle Dog. Für diese
das etablierte Vigilanzsystem (siehe unten)
kontaktiert. Nach einer Behandlung mit Do-
ramectin in therapeutischer Dosierung tra-
ten erhebliche neurotoxische Nebenwirkun-
uns auch eine weitere Probe eines Austra-
lian Cattle Dogs, welcher durch Bildmaterial
eindeutig als solcher zu erkennen war, je-
halten und fielen nach einigen Stunden in
Info.29 – Juni 2009
auf einem Allel (MDR1+/-) nachgewiesen.
Da ein behandelnder Tierarzt und auch ein
Hundebesitzer allerdings auf Grund der äu-ßeren Erscheinung an die Problematik desMDR1-Defektes denken muss, sollte diese
Datenerfassung problematischer
Rasse in die Liste der predisponierten Hun-
Arzneistoffe: Vigilanzsystem
derassen mit aufgenommen werden. Im Ge-gensatz zu den genannten Hunderassen
musste der Australian Terrier aufgrund der
Schranke, Darm, Leber und Niere, kann die
aus Vergiftungsfällen mit Ivermectin ab-
bleme bereiten. Dies gilt insbesondere für
klischen Laktone. Wissenschaftlich belegt
troffen ist, sollte auch beim Australian Ter-
rier an das MDR1-Problem gedacht werden.
der Studie mehrere Vergiftungsfälle nach
mit diesen Wirkstoffen, welche nicht aus-
der Applikation von Ivermectin beim Husky
drücklich für die Anwendung am Hund zu-
bekannt. Bei diesen Tieren handelte es sich
gelassen sind, nicht verwendet werden. Als
tätsnachweise lagen allerdings nicht vor.
spot-on Anwendungen der PräparateStronghold® und Advocate®.
Laut Besitzer wurden fünf untereinanderverwandte Tiere (Mutter und Geschwister)
schen Laktone wurde für zahlreiche weitere
Arzneistoffe eine Interaktion mit dem Mul-
schen Zeitverlauf die ersten Symptome ei-
tidrug-Transporter MDR1 mit Hilfe von in vi-
ner zentralnervösen Ivermectinintoxikation
tro (z.B. Zellkulturen) und/oder in vivo
(Apathie, Ataxie, vermehrter Speichelfluss,
Koordinationsstörungen, usw.), drei Tiere
stätigt. Zu diesen zählen Zytostatika (Vin-
verstarben trotz intensiver Therapie. Drei
blastin, Doxorubicin, Paclitaxel, Docetaxel,
Methotrexat, u.a.), Antihypertensiva (z.B.
Carvediol, Losartan), Antiarrhythmika (Ve-
rapamil, Chinidin, Diltiazem, Digoxin, u.a.),
welches uns von diesen Hunden zur Verfü-
Antibiotika (z.B. Erythromycin, Tetrazyklin),
gung steht, belegt eindeutig, dass es sich
Neuroleptika (z.B. Chlorpromazin, Flupen-
tixol), Antiepileptika (z.B. Phenobarbital,
Info.29 – Juni 2009
Rezeptorblocker (z.B. Cimetidin, Ranitidin)
therapie und bei Narkosen gemeldet werden
[eine ausführliche Literaturübersicht findet
sich bei Fromm 2004, Marzolini et al. 2004,Szakács et al 2006]. Durch das komplette
Das etablierte Vigilanzsystem verlangt de-
taillierte Darstellungen über den Patienten,
Arzneistoffe mit einer Zunahme der oralen
wendungsart und -dauer, sowie Verlauf und
Ausscheidung über Leber und Niere gerech-
eine entsprechende Aussage über zeitliche
net werden. Dadurch kann es leicht zu einer
„unbewussten“ Überdosierung der entspre-
vermeintlich problematischen Arzneistoffen
ist die Gewebepenetration lipophiler Arz-
können, ist diese detaillierte Auskunft un-
neistoffe durch die Gefäßendothelien der
bedingt notwendig, so dass das Ausfüllen
Blut-Hirn-Schranke erhöht. Insgesamt kön-
bei der Arzneitherapie auftreten [Petzinger
Das Fehlen kontrolliert klinischer Studien
über die Sicherheit der Arzneitherapie bei
MDR1-/- Hunden bereitet in der täglichen
Praxis zum Teil erhebliche Probleme. Viele
mehrere Vergiftungsfälle mit makrozykli-
anderem Vergiftungsfälle von zwei Weißen
liefern uns eine lange Liste möglicherweise
problematischer Arzneistoffe in der Thera-
warteten und unerwünschten Arzneimittel-
wirkungen bei MDR1-/- Hunden wurde imRahmen dieses Projektes versucht, Arznei-
Interessant ist auch die Häufung der ge-
stoffe zu erfassen, welche in der tierärztli-
meldeten Vergiftungsfälle nach der oralen
chen Praxis die größten Probleme bereiten.
Hierfür steht auch in Zukunft Tierbesitzern,
ste von Hunden im Pferdestall, sowie nach
Züchtern und Tierärzten ein spezielles Vi-
Info.29 – Juni 2009
und verminderte Reflexe des Bewegungs-apparates. Der Hund verstarb. Inwieweit
Auffällig ist die Meldung unerwünschter
diese Fälle tatsächlich mit dem MDR1-Gen-
Nebenwirkungen des Wirkstoffes Ephedrin.
defekt in Zusammenhang stehen, sollte da-
her in Zukunft systematisch untersucht wer-
Störungen, Unruhe, Orientierungslosigkeitund Verstörtheit nach der Behandlung mitCaniphedrin® aufgrund von Inkontinenz ge-
Stefanie Klintzsch, Prof. Dr. Joachim Geyer
meldet. In beiden Fällen handelte es sichum Hunde der Rasse Collie, ein Tier wies
Institut für Pharmakologie und ToxikologieJustus-Liebig-Universität Gießen
rierten nach Absetzen des Medikamentes. Frankfurter Str. 107, 35392 Giessen[email protected]
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